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 Quasis
(plural)

 Text von Baginsky
     
quasi4 + nab
Quasi4 + Baginsky im Supermarkt

Dies sind die Mitglieder der Familie der Quasis:

QUASI sen. 1989, H 560mm, 12Kg
QUASI jun. 1990, H 980mm, 41Kg
QUASI drei 1990, H  95mm, 75 g
QUASI vier 1991, H 660mm, 17Kg

Gemeinsame Merkmale :
Die Quasis sind elektromechanische Akteure mit drei Beinen. Das hintere Bein ist starr, die zwei Antriebsbeine werde jeweils von nur einem einzigen Motor bewegt. Die Fortbewegungsmechanik ist minimal, sie erlaubt nur eine Art schlittern und hüpfen. Der Laufstil wirkt gehandicapped. Sie sind mit einem Umhang bekleidet, der die Eigengeräusche dämpft, um die ohnehin schon schlechten Sensoren nicht noch zusätzlich zu irritieren, und um die Aufmerksamkeit von der augenfälligen Technik auf die gesamte Erscheinung zu lenken.

Zum ersten mal trat ein Quasi (Senior) in das Licht der Öffentlichkeit in Amsterdam beim Sommerfestival 1989. In der Presse wurde er dort kurz als "Monstertje" tituliert. Danach erhielt er ein Engegement bei der 'Maschinen-Tanz-Performance' "Archetyp". Dort spielte er den armen Krüppel und war der Sympathieträger, der Liebling des Publikums. Die menschlichen Akteure in diesem Stück mussten sich nach der Performance oft böse Vorwürfe der Zuschauer gefallen lassen; warum sie ihn immer treten und über die Bühne schubsen und überhaupt so schlecht behandeln würden. Später erhielt er dann Verstärkung von Quasi junior, der viel grösser und stärker, es den Tänzern in der Rolle des Racheengels so richtig heimzahlte. Die Medien kreierten Beschreibungen wie "kniehohe Kobolde" und "halb Tetrapack, halb Kartoffelsack". Der Winzling Quasi drei hatte nur einen einzigen Auftritt bei dem er sich anlässlich einer Geburtstagsfeier sehr mühsam durch das kalte Buffet wühlte. Völlig unerwartet änderte sich das Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit anlässlich der 'Ars Electronica' in Linz 1991, wo die drei 'grossen' das Foyer des Brucknerhaus okkupieten. Dort fing irgendjemand an von "Roboterhunden" zu sprechen, woraus 'Der Spiegel' später die 'künstlichen Haustiere' machte. Um dieses ungewollte Image zu durchbrechen und auch um mal wieder Schlagzeilen zu machen liessen sich alle Quasis zum allerersten mal nackt Photographieren. Daraus entstand anfang 1992 in Rotterdam die Ausstellung "Quasi naked for the very first time" . Noch nie zuvor hatte ein Aussenstehender einen Blick auf die unbekleideten Maschinen erhaschen können. Die Photoserie wurde später im Rahmen des Transmigration Projectes noch in Luzern und Paris präsentiert. Trotz dieses gewagten Schrittes ist es bis heute nicht gelungen den Makel, eine Imitation etwas bereits bestehenden zu sein (eben des künstlichen Haustieres), loszuwerden. Auch weiterhin klinken sich die Medien fast nur noch auf diese Sichtweise der Quasis ein. Wahrscheinlich sind Haustiere immer noch ein genehmeres Thema als Krüppel, auch wenn es um Roboter geht.

Baginsky 1992