Narcissism Enterprise


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The installation NARCISSISM ENTERPRISE is concerned with the representation of the exhibition visitor and his narcissistic relationship with his own image. In doing so, the project NARCISSISM ENTERPRISE merges two classical themes:
the motif of Narcissus who falls in love with his own reflection encounters the enchanted mirror in Sleeping Beauty, the fairytale in which a mirror classsifies and pronounces judgment on the person facing it. The fascination our own mirror image holds over us has an elementary bearing on what we call self-consciousness. This explicit knowledge we have of ourselves which is derived from recognizing our own mirror image is found only among human beings and some few varieties of mammals. The magnetism exerted by one´s own reflection appears to be an archetypal factor in the attainment of self-consciousness. Even small children - long before they learn to deal with the abstract symbols, say, of language- can be observed dwelling over reflective surfaces to be entertained by their likeness. Then, in the passage to adulthood, however, this pleasure is spoilt for us, for among adults the "mirror monkey" is looked down on. It is only with the advent of the new media such as video that this form of selfgratification has returned to being socialy accepted. Just think of the effect a combined video camera and monitor mounted in a shop window has on passers-by:
they are arrested by their video image and seduced into playing with themselves. We readily exploit the increased distance created by a camera image on the monitor -as compared to a simple mirrored reflection- (this image is not mirror-inverted) for our own amusement.

In the eyes of the visitor, NARCISSISM ENTERPRISE presents itself as a tryptich of video and data projections. On two of the three screens a succession of idealized portraits of the exhibition visitor is being generated by a camera robot and custom-designed face recognition software. The third screen displays the installation´s long-term memory. This is where an aritificial neuronal net classifies the results of the connected face recognition. For each of the approximately seventy classification categories the system creates idealized images composed of all the faces which are grouped in this category. Thus in the course of the exhibition about seventy images are generated containing fragments of the each visitor`s individual portrait. But the system actually disposes of no prior knowledge. All criteria for classifying the faces are generated directly from the facial traits of the people visiting the exhibition.
The installation was previously shown as a reduced trial model in three cities: Rotterdam, Chicago and Budapest. Reactions to the piece were manifestly different in each location. Furthermore, in each country the various classifying facial categories turned out to possess entirely different sets of traits (such as, in the American tableaux, the incidence of categories of people with black skin).
The aim of presenting this work over the coming years in various countries and cultures is to assemble a comprehensive collection of facial tableaux.

The optical part of the system is developed from the special optical sense of Baginsky's earlier sculpture, Elizabeth Gardner (Hamburger Kunsthalle). This sub-system finds, extracts and recombines facial features (eyes, noses, mouths) from the incoming video images. It is a special feature of this image processing system that it stores an internal representation of the significant optical stimulation in the synaptic connections of the artificial neural networks. The representations combine characteristics of a sub-group of faces seen by the system. Thus, composite images are created that unite in a new face the significant features of all those, for instance, with dark hair and a moustache. The classification of such `significant features' is not predetermined but are created by the system itself on the based of the perceived data.

Narcissism Enterprise is a system with artificial intelligence. In a certain way it does the work of an imaginary portrait painter by offering fodder to the human narcissism in the form of two dimensional images. The system decides which images it will return to the visitors as their desired optical mirror images. It reflects selected aspects of the optical and acoustic appearance back on the visitor. It does this in a sensuous and playful way.

Nicolas A. Baginsky, January 1999



 

 

 

Narcissism Enterprise


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Die Installation "Narcisssism Enterprise" präsentiert sich als ein dunkler, gedämpfter Raum, der jeweils nur wenigen Personen zugänglich ist. Ein Steg mit einem Geländer führt vom Eingang zu einer kleinen Aussichtsplattform. Auf dieser Aussichtsplattform wird das Bild des Besuchers von zwei Videokameras erfaßt. Eine der Kameras ist fest installiert. Eine weitere Kamera ist winzig klein und wird von einem spinnenbeinartigen Roboterarm getragen. Diese Kamera folgt den Bewegungen des Besuchers. Ein lernfähiges System -zusammengesetzt aus mehreren Computern- verarbeitet die Bildsignale beider Kameras und generiert hieraus verschiedene Bildsequenzen, die mit drei hochauflösenden Videoprojektoren auf lichtstarke Rückprojektions-Leinwände abgebildet werden. Diese drei Leinwände bilden einen hohen vertikalen Schacht, in den die obengenannte Aussichtsplattform ragt. Alle Flächen des Schachtes (mit Ausnahme der Leinwände natürlich) sind tief-schwarz und unsichtbar.

Die Arbeit "Narcissism Enterprise" ist eine Weiterentwicklung meiner Skulptur "Elizabeth Gardner"/ Hamburger Kunsthalle. Das Gesichterkennungssystem der Skulptur "Elizabeth Gardner" bildet die Grundlage für den Wahrnehmungsmechanismus von "Narcissism Enterprise".
Aus den eingehenden Videobildern findet, extrahiert und rekombiniert ein Subsystem Gesichtsteile: Augen, Nasen, Münder. Eine Eigenart dieses Bildverarbeitungssystems ist es, eine interne Repräsentation der signifikanten Bildreize in den synaptischen Verbindungen der neuronalen Netze abzulegen. Diese Repräsentationen fügen Merkmale der vom System gesehenen Gesichter in Untergruppen zusammen. So entstehen Bilder, die signifikante Eigenheiten der der verschiedenen Gesichter -beispielsweise aller "dunkelhaarigen mit Oberlippenbart"- zu einem neuen Gesicht vereinen. Klassen wie "dunkelhaarig mit Oberlippenbart" sind nicht vorgegeben, sondern werden vom System dynamisch erzeugt. Das System charakterisiert die Ausstellungsbesucher nach gänzlich eigenen Kriterien. Es entstehen im Verlauf der Ausstellung die Bilder, die sich aus Merkmalen verschiedener Ausstellungsbesucher zusammensetzen.

Das Projekt "Narcississm Enterprise" vereint zwei klassische Themen. das Motiv von Narziss, der der Liebe zum eigenen Spiegelbild zum Opfer fällt, trifft hier auf den magischen Spiegel aus Dornröschen der die in den Spiegel blickenden klassifiziert und über sein Urteil Auskunft gibt.

Die Faszination, die unser eigenes Spiegelbild auf uns ausübt, steht in einem elementaren Zusammenhang mit dem was wir Selbstbewußtsein nennen. Dieses explizite Wissen über sich selbst, welches man vom Erkennen des eigenen Spiegelbildes ableiten kann, kennen wir nur von einigen wenigen Primatenarten und vom Menschen. Das hingezogen sein zur eigenen Reflexion scheint ein archetypisches Moment der Selbst-Bewußtwerdung zu sein. Schon bei kleinsten Kindern läßt sich beobachten, das sie, lange bevor sie lernen mit den abstrakten Symbolen z.B. der Sprache umzugehen, das sie vor spiegelnden Flächen verweilen um sich an ihrem Ebenbild zu erheitern. Im Zuge des Erwachsenwerdens wird uns dann alsbald aber dieser Spaß vergällt: Der "Spiegelaffe" ist bei Erwachsenen verpönt.
Erst durch die Einführung neuer Medien wie z.B. Video ist diese Form der Selbstbefriedigung in der Öffentlichkeit wieder möglich geworden. Man denke an den Effekt, den eine in einem Schaufenster aufgestellte Videokamera - Monitor Kombination auf Passanten hat. Vorbeigehende werden von Ihrem Videobild Eingefangen und zum spielen mit sich selbst verführt. Den gesteigerten Grad der Entrücktheit, den das Kamerabild auf dem Monitor im Vergleich zum Reflexionsspiegel an den Tag legt (das Bild ist nicht spiegelverkehrt) nutzen wir bereitwillig für unser Amüsement.

Narcississm Enterprise präsentiert sich dem Besucher als ein Triptychon von Video- bzw. Datenprojektionen. Auf zwei der drei Bildflächen generieren ein Kameraroboter und eine speziell zu diesem Zweck entwickelte Gesichtserkennungssoftware Folgen von idealisierten Portraits des Ausstellungsbesuchers. Die dritte Bildfläche stellt das Langzeitgedächtnis der Installation dar. Hier klassifiziert ein künstliches Neuronales Netz die Resultate der vorgeschalteten Gesichtserkennung. In jeder der etwa 70 Kategorien der Klassifizierung erzeugt das System Idealbilder aus den der Kategorie zugeordneten Portraits. Hier entstehen im Verlauf der Ausstellung Bildtafeln, die in ca. 70 Einzelbildern alle Ausstellungsbesucher fragmentarisch beinhalten, die auf das System einen starken Eindruck gemacht haben. Das Langzeitsystem hat keinerlei Vorkenntnisse. Alle Kriterien für die Klassifizierung der Gesichter werden im Verlauf der Ausstellung aus den Eigenheiten der angebotenen Gesichter generiert.

Die Installation wurde bisher als reduzierter Testaufbau in drei Städten gezeigt: Rotterdam, Chicago und Budapest. In jeder der drei Städte ließ sich völlig unterschiedlicher Umgang mit dem Kunstwerk beobachten. Auch die entstandenen Klassifizierungstafeln weisen stark unterschiedliche Strukturen auf (z.B. das Vorhandensein von Kategorien mit Menschen schwarzer Hautfarbe in den amerikanischen Tableaus).
Durch Präsentation der Arbeit in unterschiedlichen Ländern bzw. Kulturkreisen soll im Verlauf der nächsten Jahre eine umfangreiche Sammlung dieser Gesichtstableaus entstehen.

Baginsky Oktober 1998





 
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view into the exhibition space

Visitorplatform and 3 Projektionscreens. Two very narrow spotlights iluminate visitors.

Visitor's view.